Glucken, Glucken und nichts als Glucken...

Es beginnt eigentlich recht harmlos: Eins unserer Mädels sitzt länger als üblich im Legenest - viiiiiiiel länger - genau genommen den ganzen Tag. Die Körperhaltung ist anders als sonst. Sobald wir uns nähern, stellt sie das Halsgefieder auf und macht seltsame Laute. Im ersten Moment vermute ich, dass sie krank sein könnte. Ich nehme sie ganz behutsam trotz ihres Protests vom Nest. Siehe da, sie bleibt einen Augenblick in der neuen Stellung sitzen. Dann steht sie unvermittelt auf, läuft umher und frißt. Sie schaut topfit aus.
Ich verstehe: Sie ist gluckig!
Dass Orpis gute Glucken sind hört und liest man überall, dass sie (fast) alle gleichzeitig gluckig werden, hatte ich nicht erwartet! Alle Legenester sind belegt. Sie reichen nicht für alle Mädels aus, ich muss auf die Schnelle noch zwei neue Nester zurechtmachen. Es gibt Mädels, die ganz für sich alleine sein möchten, andere glucken gemeinsam. Sie sitzen so eng, dass ich erstaunt bin, dass sie nicht zu zanken beginnen.
Anfänglich vermute ich eine Art "Sitzstreit" um das Legenest.
Schnell stellt sich heraus, dass ein Teil der Mädels offenbar mit Kuschelhormon überflutet ist. Sie sitzen gemeinsam auf dem Nest. Wenn ihnen nach einem Staubbad zumute ist, stehen sie gleichzeitig auf und rennen hinüber ins Bad im Garten. Wenn sie sich wieder frisch und sauber fühlen, stehen sie gemeinsam auf und gehen in aller Ruhe zurück zum Legenest, in das sie sich wieder zusammenkuscheln.
Die Eierschwemme findet vorübergehend ein Ende.
In Ermangelung eines Kükenheims müssen wir die "Gluckerei" ungenutzt geschehen lassen. Es ist März und wir überlegen, wie und wo wir Küken großziehen können. Wo wäre ein - auch nachts - geschützter Platz für eine Glucke? Es heißt, Glucken wollen unter allen Umständen ungestört sein. Aber wenn ich mich so umschaue, trifft das längst nicht auf alle Mädels zu. Kommt eine Glucke zurecht, wenn sie komplett von den anderen Mädels getrennt ist? Wie werden die anderen Hühnis auf Küken reagieren? Ist es sinnvoll, dass sich Groß und Klein zunächst durch einen Zaun getrennt kennenlernen?
Frage 10 Hühnerhalter und Du erhältst 11 Meinungen...
Wir beschließen, den Küken ein eigenes (Garten-)Haus zu bauen. Auf ebay-kleinanzeigen werden wir fündig: Ein gebrauchtes Gartenhaus mit 7 Quadratmetern Fläche. Ok, durch den Abbau hat es ein wenig gelitten und nach dem Aufbau muss das Dach neu eingedeckt werden. Aber mit etwas Zeit und Liebe richten wir es schön her. Ich habe lange überlegt, ob ein kleines Gluckenhaus nicht völlig ausreichend wäre. Schlussendlich hat aber die Bequemlichkeit gesiegt. Ein begehbares Haus ist sehr viel einfacher zu pflegen als ein kleines Häuschen. Außerdem mag ich es, wenn die Hühner viel Platz haben. Das macht die Sache etwas weniger stressig, wenn es eine Stallpflicht oder richtiges Mistwetter gibt.
Ok, für eine Kükengruppe ist gesorgt...
Aber was, wenn wir gerne zwei Kükengruppen halten möchten? Wie ist das Miteinander, wenn es bei den Knirpsen einen unter Umständen mehrwöchigen Altersunterschied gibt? Und wie reagieren die Glucken aufeinander?
Unsere ersten Hühner hatten einen Schlafstall und einen überdachten Offenstall als sie klein waren. Im Offenstall befinden sich inzwischen nur noch die Legenester. Seinerzeit hatten wir ihn mit vielen Ästen zum Spielparadies für die Kleinen gemacht. Außerdem ist er seit unsere Mädels größer sind tagsüber immer geöffnet, damit sie nach Herzenslust in den Garten gehen können. Daher scheidet der Stall "der Großen" für die Knirpse aus. Wenngleich wir in der Stadt wohnen, sehen wir häufig Raubvögel über die großen Gärten kreisen. Ein Schutz für die Federbällchen wird unumgänglich sein. Um den Bogen finanziell nicht zu überspannen, entscheiden wir, dass es für die Zwerge zunächst einen Freilauf mit einem Raubvogelsicheren Netz geben wird. Wir schauen , wie es klappt. Im Zweifel gibt es im nächsten Sommer eine Überdachung.